«Partizipation erhöht die Akzeptanz der Nutzer*innen für einen Ort wesentlich»
Partizipation bringt gerade in Planungs- und Bauprozessen einen grossen Mehrwert. Das hat die Schüler*innenmitwirkung rund um den Neubau der Heilpädagogischen Schule (HPS) in Bern bestätigt, die ProjektForum begleiten durfte. Im Fokus der Mitwirkung stand die Gestaltung des Aussenraums am neuen Schulstandort. Die zwölf Schüler*innen erhielten dabei die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse und Anforderungen an ihren schulischen Aussenraum zu artikulieren und ihre Anregungen in die Planung einzubringen. ProjektForum hat mit Landschaftsarchitekt Dr. Christian Tschumi über den Prozess gesprochen.
Christian Tschumi ist Landschaftsarchitekt mit eigenem Büro am Zürcher Stadtrand und im Rahmen des Neubaus der Berner HPS für die Gestaltung und Planung des Aussenraums zuständig. Er plant gerne öffentliche Freiräume wie Schulen, legt jedoch auch selber Hand an, besonders in seinem eigenen Garten mit Hühnerstall. Beste Voraussetzungen also, um den Mitwirkungsprozess an der HPS zu begleiten – besonders auch, weil die Kinder und Jugendlichen der Schule Hühner und Gärten ebenso mögen wie Tschumi. Der Planer war an der Schüler*innenmitwirkung als beobachtender Teilnehmer anwesend. Im Interview erzählt er von seinen Erfahrungen mit Mitwirkungsprozessen.
Herr Tschumi – warum eigentlich Partizipation?
Partizipation erhöht die Akzeptanz der Nutzer*innen für einen Ort wesentlich. Im Idealfall schafft sie effektive Mehrwerte.
Was sind für Sie als Planer Argumente für Partizipation?
Leute, die den Ort gut kennen, können mein Verständnis desselben erweitern. Weiter kann ich mein Bild des Ortes mit jenem der künftigen Nutzer*innen spiegeln und allenfalls angleichen. Falls spezifische Ansprüche an den Ort formuliert werden, können diese das Projekt bereichern und zu einer besseren Lösung führen.
Was hat Sie am Mitwirkungsprozess an der Heilpädagogischen Schule am meisten überrascht?
Die Intensität der Teilnahme und die echte Freude am Mitmachen.
Wo gab es Übereinstimmungen und Abweichungen zwischen bereits Geplantem und Gewünschtem?
Da wir die heutige HPS schon früh besuchten und auf dem dort Bestehenden aufbauen, sind viele den Kindern und Jugendlichen vertraute Elemente in die neue Gestaltung eingeflossen. Die Wünsche und Bedürfnisse wurden uns auch von der Schulleitung und den Lehrpersonen im Detail erklärt.
Welche Elemente planen Sie nun dank der Mitwirkung ein?
Wir überlegen zusätzlich noch ein – allenfalls mobiles – Trampolin einzuplanen. Weiter hat uns auch das Thema Graffiti inspiriert und wir evaluieren Möglichkeiten, wie dieses ebenfalls berücksichtigt werden kann.
Welchen Stellenwert hat ein solcher Mitwirkungsprozess für Sie in Ihrem Arbeitsalltag?
Mitwirkungsprozesse sind für uns ein eigentlicher Reality-Check und eine gute Möglichkeit, die künftigen Nutzer*innen frühzeitig kennenzulernen. In meinem Berufsalltag als Landschaftsarchitekt ist das immer ein sehr wichtiger und auch schöner Moment.
In welchen Planungs- und Bauphasen ist Partizipation realistisch?
Am meisten möglich ist natürlich in den frühen Phasen des Projektes, wenn noch vieles im Fluss ist. Je mehr schon geplant ist, desto schwieriger wird es, Anpassungen oder Abänderungen vorzunehmen. Mitmachen bei der Umsetzung ist auch immer eine tolle Sache, aber nicht einfach in der Durchführung. Baustellen sind nicht ganz ungefährliche Orte und die Fähigkeit der Mitwirkenden sind auch höchst unterschiedlich. Aber früh angedacht und eingeplant ist auch hier mehr möglich als man denken würde.