Wo viele Wege sich kreuzen
Die Quartierbevölkerung bringt sich bei der Neugestaltung des Kreuzplatzes in Biel ein.
Der Kreuzplatz im Bieler Quartier Madretsch ist ein Verkehrsknotenpunkt: Busse, Velos, Fussgängerinnen und Fussgänger passieren den Platz. Die Strassen können jedoch nur an wenigen Stellen überquert werden und der öffentliche Raum ist beschränkt. Das will die Stadt Biel nun ändern und möchte den Kreuzplatz unter Einbezug der Bevölkerung neugestalten. ProjektForum zeichnet sich für den Mitwirkungsprozess verantwortlich.
Freitag, 14 Uhr, ein stürmischer Herbstnachmittag bei der Bushaltestelle Kreuzplatz in Biel. In der Luft liegt der Geschmack nach geröstetem Kaffee, Musik wechselt sich mit dem Hupen der Autos ab. Unter einem Zelt mit farbigen Wimpeln lädt das «offene Wohnzimmer» mit eritreischem Teppich, Sitzgelegenheiten und Kinderecke zum Austausch und Diskutieren ein. Das Thema: Die Neugestaltung des Kreuzplatzes.
Menschen, die auf den Bus warten oder auf dem Weg zum Einkauf sind, halten inne. Angesprochen auf den Kreuzplatz kommen wir rasch ins Gespräch, denn der Kreuzplatz polarisiert – das ist spürbar. Mittels einer Umfrage können die Passantinnen und Passanten ihre Meinung und Bedürfnisse an die Neugestaltung abgeben. Sie notieren Stichworte auf Post-it’s an den Scheiben des Wartehäuschens oder zeichnen auf einer Karte ihren alltäglichen Weg auf dem Kreuzplatz ein.
Eine breit angelegte Mitwirkung für jene, die hier sind.
Das «offene Wohnzimmer» vor Ort bei der Bushaltestelle Kreuzplatz ist eine von mehreren Beteiligungsmöglichkeiten der breit angelegten Mitwirkung zum Kreuzplatz in Biel. Ziel der Mitwirkung ist es herauszufinden, was den Nutzerinnen und Nutzern wichtig ist und damit eine Grundlage für die Neugestaltung schaffen.
Im Mittelpunkt dieser Mitwirkung stehen Menschen, die den Kreuzplatz täglich nutzen: Jugendliche, Familien, ältere Menschen sowie Menschen mit Migrationshintergrund. Um den Einbezug dieser unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu ermöglichen und die Stimmen möglichst vieler Nutzerinnen und Nutzern abzuholen, hat ProjektForum auf vielfältige und niederschwellige Methoden gesetzt:
Nebst der Präsenz vor Ort wurde eine Umfrage auf Deutsch und Französisch Online geschaltet. Sie kann während mehreren Wochen ausgefüllt werden. Quartierbewohnerinnen und -bewohner sowie Gewerbe, Vereine und Organisationen des Quartiers wurden mittels Flyer im Briefkasten und Plakaten an der Bushaltestelle und im Quartier eingeladen, sich daran zu beteiligen.
Teilnehmende des Kleinworkshops «Bewegung für alle» halten für sie relevante Orte am Kreuzplatz fest.
Für eine möglichst inklusive Beteiligung setzen wir zudem auch auf Kleinworkshops. Um spezifischen Zielgruppen wie Jugendliche, Familien, ältere Menschen sowie Menschen mit Migrationshintergrund zu erreichen, arbeiten wir eng mit dem städtischen «QuartierInfo Madretsch» zusammen. Das QuartierInfo bietet verschiedene öffentliche Angebote wie z.B. das Kreativatelier oder den Eltern-Kind-Treff an. Für die Workshops wurden bereits bestehende Gefässe ausgesucht, welche die Dialoggruppe ohnehin besuchen. Die Leitenden dieser Gefässe agieren dazu als Schlüsselpersonen, welche aufgrund ihrer Tätigkeit bereits mit entsprechenden Personengruppen in Kontakt stehen. Sie konnten ihre Gruppen für das Projekt sensibilisieren und für die Workshops motivieren.
Resultate fliessen in Wettbewerbs-Programm ein
Die Resultate aus der Mitwirkung werden in einem nächsten Schritt ausgewertet und so aufbereitet, dass sie phasengerecht in das Planungs- und Bauprojekt einfliessen können. Das heisst, die Rückmeldungen der Bevölkerung fliessen direkt in das Wettbewerbs-Programm, welches für das 2024 geplante Verfahren benötigt wird. Das Ziel der Stadt ist klar: Der Kreuzplatz soll sich in den kommenden Jahren zu einem lebenswerten Quartierzentrum entwickeln – damit sich dort noch mehr Wege kreuzen.
Mehr Infos zum Projekt: www.biel-bienne.ch/kreuzplatz