Viele Menschen wollen in ihrer Stadt oder ihrer Gemeinde einen Beitrag leisten, sich einbringen und etwas verändern. Im Herbst 2023 hat Migros-Kulturprozent ein neues Förderangebot lanciert, das wir als ProjektForum mit begleiten und co-kreieren durften: den Projekt(t)raum. Lokale Anlässe bringen Engagierte in verschiedenen Regionen der Schweiz zusammen, schaffen untereinander Vernetzung und fördern das lokale Zusammenleben.

Ziel ist es, Menschen zusammenzubringen und sich gemeinsam bei der Umsetzung von sozialen und gesellschaftlichen Vorhaben, die den Zusammenhalt stärken, zu unterstützen. Im Austausch können die Teilnehmenden einander unterschiedliche Perspektiven, Anregungen und Tipps geben und bei ganz konkreten Fragestellungen und Herausforderungen helfen. So werden Tipps zu ähnlichen Vorhaben ausgetauscht, Finanzierungsmöglichkeiten vor Ort aufgezeigt, Räumlichkeiten vermittelt oder neue Beziehungen geknüpft, die weit über den Anlass hinaus wirken. Diese gelebte Beteiligung schafft eine positive Energie, bringt lokale gesellschaftliche Projekte weiter und fördert die Selbstwirksamkeit aller Beteiligten.

Im Herbst 2023 fanden die ersten fünf Projekt(t)räume in Biel, Kreuzlingen, Rebstein (SG), Suhr (AG) und Zermatt statt. In Biel und Zermatt war ProjektForum Host und hat die Anlässe mit lokalen Partnern vor Ort mit organisiert und moderiert. Es wurden verschiedene bereits bestehende Projekte diskutiert und im Austausch weiterentwickelt, zum Beispiel ein Patenschaftsprojekt «Mit mir» für Kinder, ein Quartierfest in Biel, eine kulturell durchmischte Tavolata, eine Lernbegleitung für Kinder und Jugendliche oder ein Café als Begegnungsort.

Co-kreative Weiterentwicklung der Projekt(t)räume am Learning Festival

Ende Januar hat Migros-Kulturprozent zu einem Learning Festival eingeladen, um zu evaluieren, wie lokale Beteiligungsprozesse den Zusammenhalt und das Engagement stärken und welchen Beitrag dazu die Projekt(t)räume leisten. Rund 35 Teilnehmende und Hosts der vergangenen Projekt(t)räume sowie Fachgäste aus der Schweiz und unseren Nachbarländern gaben Impulse dazu.

Im Zentrum des Festivals stand die Frage «Wie stärken wir lokales Engagement und machen Menschen zu Zukunftgestalter*innen»? Delia Imboden, Projektleiterin bei ProjektForum durfte den Austauschanlass mit Robert Pakleppa, wesentlich sein und Flo Oberforcher, inszemo – Büro für Erlebnisgeschichten, zwei Kollegen aus Österreich und Deutschland, in einem trinationalen Team co-kreieren und moderieren.

Nach einer gemeinsamen Einstimmung mit soziometrischer Aufstellung sind wir mit der Story Circle Methode in bewegte Gruppendiskussionen eingestiegen. Die Teilnehmenden erzählten sich gegenseitig von Momenten der Beteiligung, die den Zusammenhalt und das Engagement gestärkt haben. Pro Gruppe gab es jeweils sechs Teilnehmende, bunt gemischt aus Vereinen, Organisationen, Privatpersonen und der Wissenschaft. Zu zweit fanden Teilnehmende einen bewegenden Moment aus ihrem Leben zum Thema Beteiligung. Rundum erzählte dann jede Person 5-7 Minuten von diesem Moment. Gemeinsam fanden alle Erzähler*innen und Zuhörer*innen einen Titel für das Gehörte. Nachdem alle erzählt haben, gibt es einen gemeinsamen Austausch zu den gehörten Geschichten. Die Erzählungen in den verschiedenen Kleingruppen haben berührt, das Feuer im Raum wurde spürbar: Momente in einer Gross-WG, auf einem Festival, in einem besetzten Haus, in einem Projekt für Menschen mit Migrationsgeschichte oder auf einer langen Reise wurden geteilt.

Es war für mich schön zu sehen, dass sich verschiedenste Teilnehmende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz lokal engagieren und partizipative Methoden anwenden. Viel Wissen, viele Talente und unterschiedliche Methoden waren im Raum, um sich gegenseitig – auch in Zukunft – zu inspirieren. Teilgenommen haben unter anderen, der Schweizer Dachverband für Partizipation, Soziokultur Schweiz, Büro für Freiwilliges Engagement und Beteiligung, wirundjetzt, collaboratio helvetica, Institut für Gender & Diversity (IGD), Lucerne University of Applied Sciences and Arts, OST – Fachhochschule Ostschweiz, Verein St. Galler Rheintal und innovage.ch.

Im zweiten Teil des Learning Festivals entstanden offene Entwicklungs- und Lernräume zu verschiedenen Themenfeldern, um bestehende Angebote, Formate und Communities zu vernetzen und die Wirksamkeit sichtbar zu machen. Das Ergebnis der vier parallelen Entwicklungs- und Lernräume waren aktivierte und inspirierte Menschen, kollektives Wissen, eine vertiefte Vernetzung untereinander, gemeinsames Wirksamwerden und konkrete Ideen, die entstanden sind.

So konnte nicht nur Migros-Kulturprozent von dem Learning Festival profitieren und mit den zahlreichen Feedbacks das Förderangebot Projekt(t)raum weiterentwickeln, sondern viele Teilnehmende konnten mit einem reich gefüllten Rucksack und einer breiten Community im Rücken nach Hause gehen. 

Mehr zu den Projekt(t)räumen vom Migros Kulturprozent gibts hier.