ProjektForum goes Soziokratie: Wie wir unsere Verantwortung neu verteilen
Flache Hierarchien waren bei ProjektForum seit je Programm, 2021 wollen wir einen Schritt weiter gehen: Mit einem soziokratischen Modell ohne Chef*innen, alle gleich berechtigt und verantwortlich.
2020 feierten wir 10 Jahre ProjektForum. Das Jubiläum verstanden wir gleichzeitig als Chance für einen nachhaltigen Wandel und als Startpunkt für unseren Teamentwicklungsprozess.
Wer wir sein wollen
Die altbekannte «Flaschenhalsproblematik», bei der sich viel Verantwortung bei der Geschäftsleitung staut, neue Teammitglieder und sich verändernde Teamkonstellationen durch zwei Mutterschaftsurlaube – all das hat unser Team letztes Jahr vor einige Herausforderungen gestellt, uns aber auch näher an die Fragen gebracht: Wie wollen wir in Zukunft zusammenarbeiten? Wer wollen wir als ProjektForum in Zukunft sein?
Bye-Bye Geschäftsleitung, hallo neue Rollenverteilung
Um diese Fragen zu beantworten, sind wir seit Januar 2021 auf einer Reise: Mitten in einem Teamentwicklungsprozess, in dem wir ein soziokratisches Modell ausprobieren wollen, mit allen Hochs und Tiefs, die ein solcher Prozess mit sich bringt.
Ziel ist es, dass wir als Team mehr gemeinsame Verantwortung für die Entwicklung und Steuerung von ProjektForum tragen und dass jede*r gleichzeitig noch mehr Eigenverantwortung übernimmt und sich in individuellen Lernfeldern weiterentwickelt. Konkret heisst das: bye-bye Geschäftsleitung und hallo neue Rollenverteilung im Team.
Tönt simpel, fast frech könnte man meinen, ist es vielleicht auch – neben «ein wenig frech sein» und «sich zu erlauben, einiges einfach mal zu hinterfragen», braucht so ein Prozess auch Mut und eine gewisse Gelassenheit. Denn eines ist klar: Unsicherheiten und offene Fragen begleiten uns auf dem Weg – das müssen wir aushalten. Freude und Experimentierlust bereichern den Weg aber ebenso – und vor allem lernen wir uns nochmal neu kennen: jede*r sich selber, jede*r den/die andere im Team. Begleitet werden wir auf unserem Weg von einem externen Coach, der immer wieder die Vogelperspektive einnimmt und uns mit seinen Erfahrungen, Anregungen und Inputs weiterhilft.
Einen halben Tag im Monat
Im Moment diskutieren wir Rollenwünsche, Ziele und Messkriterien, Erwartungen, Einheitslohn und unsere Lust am Unternehmer*innentum. Dazu treffen wir uns einen halben Tag im Monat ausserhalb unserer Büros, das gibt Inspiration und erlaubt freieres, kreativeres Denken – fernab vom Alltagsgeschäft. Natürlich schwingt der Prozess im Tagesgeschäft mit, denn schliesslich sind wir selbst ja der Prozess: Jede*r macht sich nach den Treffen seine/ihre Gedanken und wir erarbeiten in verschiedenen Konstellationen die nächsten Schritte in Richtung Soziokratie. Fragmente davon diskutieren wir wieder in der regulären Teamsitzung und über Basecamp, um schliesslich am kommenden monatlichen Treffen einen Schritt weiterzukommen, Entscheidungen zu treffen und wieder zu verwerfen – Transformation bedeutet nicht nur Geduld, ein schrittweises Vorankommen, Experimentieren und Scheitern, sondern vor allem auch lernen und verlernen, von Neuem und Altem, loslassen und einladen. Sich neu erfinden. Was denken Sie über unser Vorhaben? Wir freuen uns über Ihre Anregungen und Fragen an Delia oder Mario.
Inspiration und Tools für unseren Prozess:
- Buchtipp 1 „Reinventing Organizations“ von Frederic Laloux
- Buchtipp 2 „Organisiert euch!“ von Urban Equipe und Kollektiv Raumstation
- Basecamp zur Kollaboration
- Bruno Müller ist unser Coach
- Wir lernen auch von anderen soziokratisch angehauchten Organisationen in Bern wie z.B Lernnetz oder Nothing