Die Arbeit der Museen steht vor neuen Herausforderungen: das Publikum erwartet einen niederschwelligen Zugang, zunehmend digitale Formate und gleichzeitig «Unterhaltung». Doch: wie geht das einher mit anspruchsvollen Werken und Inhalten? Der Schlüssel zu diesen Ansprüchen liegt für viele in der Partizipation mit dem Publikum.

Antje Lielich-Wolf vom Institut kunstunddialog aus Berlin arbeitet zurzeit mit ProjektForum an einem Strategietransfer Kunstvermittlung für die Dachstiftung Kunstmuseum Bern Zentrum Paul Klee. Wir haben uns nebst den Analysearbeit Zeit für ein kurzes Interview genommen.

Antje, wer bist du?

Ich bin Diplom Pädagogin/Theaterpädagogin und Dialog Facilitatorin und befasse mich seit 15 Jahren damit, den Dialog in Bildung, Führung und in die Kunst- und Kulturvermittlung zu implementieren – das ist mein übergeordnetes Ziel. Seit 2004 leite ich das Institut kunstunddialog.

Wieso spezialisierst du dich auf den Dialog?

Im Zusammenhang mit einer immer komplexeren Welt und im Umgang mit unterschiedlichsten Meinungen und Sichtweisen spielt der Dialog eine immer grösser werdende Rolle, gerade im Führungs- und Bildungskontext, in dem ich auch als Coach und Trainerin prozessunterstützend arbeite.

Welche Herausforderung siehst du in der Museumslandschaft?

Für die Museen und andere Institutionen der Kunst und Kultur steht an, dass sie eine Öffnung zu einer Vielfalt hinsichtlich multiperspektivischer Betrachtung ihrer bisherigen Bildungsaufträge überdenken und sich gleichzeitig einem konsum-orientierten Publikum stellen müssen. Neue partizipative Formate müssen erarbeitet werden. Dazu ist der Blick sowohl von aussen als auch die Überprüfung interner Haltungen und Kommunikationsformen für die Institutionen wichtig.

Das Publikum ist heute nicht mehr Teilnehmer, sondern wir müssen es schaffen, dass das Publikum zum Teilhaber der Kunst wird.

Antje Lielich-Wolf, Dialog-Facilitatorin

Wie arbeitet ihr für diesen Transfer?

Wir kombinieren digitale Befragungen bei Mitarbeitenden, dem Publikum und neuen Zielgruppen. Dazu kommen Interviews mit Fach- und Bezugspersonen aus dem Umfeld der Institutionen und erarbeiten Leitbilder und an einer dialogischen Haltung  gemeinsam in Workshops.

Was wird von eurer Arbeit erwartet?

Daraus abgeleitet formulieren wir ein Zielbild mit Handlungsempfehlungen für Vermittlungsformate aber auch interne Prozesse und die Zusammenarbeit der Abteilungen zwischen der Vermittlung, der Kommunikation und den Kurator*innen – denn Partizipation mit dem Publikum beginnt im Innern. Im Vordergrund steht daher für uns der Prozess mit den Mitarbeitenden.


Tipps zu aktuellen Angeboten

eventbrite.ch kunstunddialog – Art of Dialogue

Kunstdialog auf eventbrite.ch

Nächster Treffpunkt am 2. Juni 2021 von 17.00 bis 18.30 Uhr (Kosten: 5€): Kunst anders erfahren – im Online Kunstdialog mit Antje Lielich-Wolf vor dem Werk The cheat with the Aces of Club von Georges de la Tour.

paul&ich – ein partizipatives Projekt am ZPK

Bei paul&ich geht es um den Austausch zwischen dem Zentrum Paul Klee und der Bevölkerung – mit Formaten wie Spaziergängen oder bspw. eine Non-Stop Lesung.

www.paulundich.ch

Kunst über Mittag am Kunstmuseum Bern

Jeden Mittwochmittag von 12.30 bis 13.00 Uhr wird ein Werk aus der Sammlung oder den Wechselausstellungen eingehender besprochen. Jede Veranstaltung bildet eine in sich geschlossene Einheit (Kosten: CHF 10). Das Museumscafé bietet Gelegenheit zur Verpflegung.

www.kunstmuseumbern.ch > Erfahren > Erwachsene


kunstunddialog.de

Das Institut von Antje Lielich bietet seit mehr als zehn Jahren einen Zertifikatskurs zur dialogischen Kunst- und Kulturvermittlung an für Themen der Lernen und Lehren, Motivation, Kommunikation, Auftreten und Nutzung digitaler Medien in der Kunstvermittlung. Das Institut berät Museen in pädagogischen Fragen, für Methoden und Massnahmen der Besucherorientierung und Vermittlung und ist seit neustem auch Online präsent mit Kunstdialogen auf der Plattform eventbrite.ch.